Christoph Wagner
Der Autor: Christoph Wagner
1 - Kapitel 1 (Anfang)             Er   muss   sterben   –   unbedingt   sterben   –   schweigen   muss   er   für   immer   –   denn   wenn   er   redet   –   ist   alles   verloren – gescheitert der Kampf – gegen Dämonen der Kindheit – die   Menschen   –   denen   das   Kind   vertraute   –   gedemütigt   –   erniedrigt   –   und   um   das   eigene   Leben   betrogen   zerstörten sie seine kindliche Seele – aber sie merkten es nicht – lange ist das jetzt her … Zwar konnte ich vieles erreichen – um die Dämonen zu bannen – doch noch ist der Kampf nicht entschieden – Dämonen   der   Kindheit   –   sie   zwingen   mich   immer   wieder   –   zu   handeln,   wie   ich   nicht   will   –   und   bleibe   im   Ekel zurück – vor meinen ruchlosenTaten – Dämonen der Kindheit – sie will ich für immer besiegen – es wird mir gelingen – doch vorher darf niemand erfahren – wozu sie mich immer noch zwingen …  *** Es   war   kurz   vor   Mitternacht   an   einem   Sonntag   im   Oktober.   Dichte   Nebelschleier   hatten   die   Stadt   eingehüllt.   Es war   vollkommen   windstill.   Da   hastete   ein   stattlicher   Mann   mit   langem,   braunem,   leicht   gelocktem   Haar   und klassisch   ebenmäßigen   Zügen   auf   der   Hauptstraße   an   Heiliggeistkirche,   Rathaus,   Kornmarkt   und   Karlsplatz vorbei    und    bog    mit    schnellen,    hämmernden    Schritten    in    den    Friesenberg    ein,    um    noch    rechtzeitig    den Schlosspark   zu   erreichen.   Seinen   Blick   starr   auf   die   feucht   glänzenden   Pflastersteine   geheftet,   nahm   er   seine Umgebung   kaum   wahr   und   hielt   krampfhaft   mit   der   linken   Hand   den   Griff   eines   kleinen   schwarzen Aktenkoffers umfasst.   Der   Schein   der   wenigen   Straßenlaternen   an   einigen   Hauswänden   drang   kaum   durch   den   milchigen Nebel   und   ließ   die   Häuser   und   hohen   Stützmauern   an   den   Seiten   nur   wie   verschwommene,   dunkle   Schatten erscheinen,   gleich   Spiegelbildern   seiner   düsteren   Gedanken.   In   den   menschenleeren   Straßen   war   der   Lärm des Tages erstorben. Nur seine hämmernden Schritte hallten durchdie neblige Nacht.   2 - Kapitel 7 - Ausschnitt „Und was ist das dort für eine geradlinige Einkerbung im Wald?“ fragte Travniczek. „Das   ist   die   Bergbahn,   eine   ganz   besondere   Attraktion.   Das   untere   Teilstück   ist   schon   gegen   Ende   des   19. Jahrhunderts   gebaut   worden      und   führt   bis   zur   Station   Molkenkur,   die   Sie   dort   vorne   sehen.   Früher   war   da   auch mal   eine   Burg.   Heute   ist   es   ein   sehr   edles   Hotelrestaurant.   Der   zweite Abschnitt   von   dort   zum   Königstuhl   hinauf folgte   dann Anfang   des   20.   Jahrhunderts.   Dieser   zweite Abschnitt   ist   was   ganz   Besonderes,   weil   hier   noch   die Originalbahn   von   1907   fährt,   während   der   untere   Abschnitt   schon   mehrfach   modernisiert   wurde.   Auf   diese Weise haben wir hier gleichzeitig die älteste und modernste Standseilbahn der Welt.“   3 - Kapitel 9 - Ausschnitt ...   Aber   eine   Sache   ist   mir   völlig   schleierhaft:   Welcher   normale   Mensch   lässt   100.000   Euro   einfach   stehen,   mit dem Risiko, dass irgendein Wildfremder es sich unter den Nagel reißt?“ „Ihre Frage enthält eine unzulässige Prämisse!“ „Das verstehe ich jetzt nicht.“ „Sie fragen: ‚Welcher normale Mensch…?’ Wissen wir, dass es sich um einen solchen handelt?“ „Sie meinen, unser Täter ist ein Psychopath?“ „Wenn die Geschichte von .... stimmt, und davon gehe ich aus, dann spricht vieles dafür."   4 - Kapitel 12 - Ausschnitt Travniczek   versuchte,   seine   Verwirrung   zu   überspielen,   und   fragte   noch   einmal   sehr   eindringlich,   „Wer   spricht da   bitte?“   Wieder   schien   eine   Weile   die   Leitung   tot   zu   sein.   Dann   ein   erneutes   Knacksen   und   es   ertönte dieselbe Stimme: „Ich bin der Geist, der stets verneint.“ Dann wurde aufgelegt.   5 - Kapitel 12 - Schluss Martina   Lange   blieb   noch   eine   Zeit   lang   allein   im   Büro.   Wer   ist   das,   der   so   mit   uns   spielt,   fragte   sie   sich.   Was treibt ihn an? Was hat er alles erlebt, bevor er zum ersten Mal getötet hat?   6 - Kapitel 16 - Ausschnitt Während   der   letzten   Worte   war   es   im   Vorzimmer   zu   einem   heftigen   Wortwechsel   gekommen   zwischen   Frau Jakob   und   einem   Mann   mit   tiefer,   bellender   Stimme.   Die   Tür   öffnete   sich   einen   Spalt   und   man   sah,   dass   Frau Jakob   mit   all   ihrer   Kraft   versuchte,   einem   jungen   Mann   das   Eindringen   in   das   Direktionszimmer   zu   verwehren. Der brüllte sie an: „Das ist mir scheißegal, ich muss da jetzt rein!“, stieß sie zur Seite und stand im Raum. „Herr   Dr.   Weißenfels“,   schrie   er   jetzt   in   offenbar   starker   Erregung   auch   den   Direktor   an,   „ist   es   wahr,   dass   Dr.   ... tot ist – ermordet?“   7 - Kapitel 17 - Ausschnitt Oma   Bergmann   starrte   sie   mit   weit   aufgerissenen Augen   an.   Dann   fragte   sie   mit   stockender   Stimme:   „War   es… ein… Unfall?“ Die   Kommissarin   ließ   wieder   einige   Augenblicke   verstreichen   und   sagte   dann   im   gleichen   Ton   wie   vorher: „Nein, es ist leider noch schlimmer, … es war Mord.   8 - Kapitel 24 - Schluss    aber   ist   ...   wirklich   verschwunden   –   spricht   er   nicht   immer   noch   zu   mir   –   hier   in   diesen   Mauern   –   wo   seit Jahrtausenden   die   Gottheit   zu   den   Menschen   spricht   –   ich   muss   nur   hören,   was   er   sagt   –   lebe!   –   lebe!   –   du kannst es noch schaffen – und wenn du mich brauchst – du findest mich hier – auf dem heiligen Berg …    9 - Kapitel 25 - Ausschnitt „Da   ist   jemand“,   flüsterte   Brombach   ihm   zu.   Beide   lauschten   angestrengt,   aber   jetzt   war   nichts   zu   hören.   „Ich habe noch einmal geklingelt, und da waren deutliche Geräusche zu hören. Ich probier’s nochmal.“ Als Antwort   auf   das   Klingeln   hörte   jetzt   auch Travniczek   etwas,   ohne   erkennen   zu   können,   wer   oder   was   dieses Geräusch   verursachte.   Da   schlug   er   zweimal   heftig   gegen   die   Tür   und   rief   laut:   „Machen   Sie   bitte   auf,   hier   ist die Polizei, wir wissen, dass Sie da sind!“ Stille. Travniczek versuchte es ein zweites Mal, deutlich heftiger. Aber wieder keine Reaktion. Es blieb still. „Also gut, wenn Sie es nicht anders wollen, dann brechen wir jetzt die Tür auf.“ Auch das blieb unbeantwortet. „Die   Tür   wird   wesentlich   schwieriger   zu   knacken   sein   als   die   Gartenpforte“,   erklärte   Brombach.   „Hier   muss   man richtig Gewalt anwenden.“ Travniczek zog seine Dienstpistole. „Man kann nie wissen.“ Brombach   setzte   jetzt   sein   Brecheisen   an   und   rutschte   damit   zunächst   mehrmals   erfolglos   ab.   Dann   endlich hatte   er   die   richtige   Stelle   gefunden,   zog   mit   aller   Kraft   und   man   hörte   ein   heftiges   Knacken.   „Jetzt   hat   sie verloren“,   triumphierte   er.   Ein   weiterer   kräftiger   Ruck   und   die Tür   sprang   auf.   Reflexartig   richtete Travniczek   den Lauf   seiner   Pistole   in   den   Flur   und   sah   –   in   zwei   blaue Augenpaare,   die   zwei   weißen   Siamkatzen   gehörten.   Sie saßen   wie   Tempelfiguren   genau   in   der   Mitte   des   Flurs   und   blickten   sehr   majestätisch   und   auch   etwas   indigniert auf den Eindringling.   10 - Kapitel 28 - Ausschnitt Ihre   Blicke   richteten   sich   auf   Travniczek   und   ....   Es   war   immer   noch   nichts   geschehen.   Nur   hatte   er   ihr inzwischen   seine   linke   Hand   ganz   sachte   auf   ihren   Kopf   gelegt.   Von   dieser   Szene   ging   eine   eigenartige Faszination   aus.   Dieses   stille   Werben   um   Vertrauen   in   dieser   Umgebung   längst   versunkener   Spiritualität   ließ kein   eigenes   Gespräch   zu.   Schweigend   verfolgten   Brombach   und   Martina   Lange   das   Geschehen,   das   in extremer   Zeitlupe   abzulaufen   schien.   Es   ließ   auch   sie   selbst   nach   der   Hektik   der   letzten   zwei   Tage   allmählich zu innerer Ruhe kommen.     11 - Kapitel 30 - Ausschnitt    „Aber   das   kann   doch   überhaupt   nicht   sein!“,   fuhr   Martina   Lange   dazwischen   und   schlug   mit   der   Faust   auf   den Tisch.   „Wir   können   uns   doch   nicht   schlafen   legen,   um   dann   wieder   irgendwo   mitten   in   der   Nacht   einen   Toten aufzusammeln. Wir machen uns doch zum Gespött. Irgendetwas muss doch gehen!“ „Recht haben Sie“, brummteTravniczek, „irgendetwas muss gehen. Aber was?   12 - Kapitel 31 - Ausschnitt    ...Er   drehte   sich   um   und   blickte   in   einen   grellen   Scheinwerfer,   der   vor   dem   Wohnzimmer   im   Garten   stand.   .... erstarrte   in   blankem   Entsetzen.   Einige   ewig   erscheinende   Sekunden   lang   geschah   nichts.   Dann   sprang   von rechts   eine   Gestalt   heran,   schwarz   im   Gegenlicht   des   Scheinwerfers.   Unter   zwei   schweren   Keulenhieben zersprang   die   Fensterscheibe   entsetzlich   klirrend   in   tausend   Stücke.   Die   schwarze   Gestalt   stand   schon   im Wohnzimmer   und   erhob   sich   wie   ein   Ungeheuer   zu   übermenschlicher   Größe.   ....   hob   nicht   einmal   die   Hände zur   Abwehr,   als   die   Keule   ihn   traf.   Der   Schlag   war   mit   so   berserkerhafter   Gewalt   geführt,   dass   er   den   Schädel völlig zertrümmerte. 13 - Kapitel 34 - Ausschnitt    „Wir   müssen   versuchen,   ihn   festzunehmen,   bevor   er   das   Hofgebäude   erreicht“,   flüsterte   Travniczek   seinen Kollegen   zu.   „Herr   Metzger,   warten   Sie   hier   mit   P.   Die   anderen   vorwärts!“      Sie   zogen   und   entsicherten   ihre Waffen   und   rannten,   so   schnell   sie   konnten,   die   etwa   fünfzig   Meter   bis   zum   Hoftor,   Brombach   voraus.   Sie hörten   die   beiden   Rottweiler   laut   bellend   zum   Hoftor   kommen.   Noch   bevor   sie   es   erreicht   hatten,   richteten Rademann   und   Fischer   auf   Brombachs   Kommando   ihre   starken Taschenlampen   auf   den   Mann.   Der   Kommissar rief:   „Keine   Bewegung!   Polizei!   Sie   sind   festgenommen!“   Aber   es   war   zu   spät.   Die   Hunde   hatten   das   Tor erreicht   und   der   Mann   stieß   es   ganz   auf   und   rief:      „Fass!“   Sie   sprangen   auf   die   Polizisten   zu.   Es   fielen   mehrere Schüsse.   Einer   der   Hunde   wurde   sofort   getroffen,   überschlug   sich   mehrmals   und   blieb   liegen.   Der   andere   kam durch,   sprang   Rademann   an   und   verbiss   sich   in   seinen   Oberarm.   Travniczek   eilte   zu   Hilfe   und   jagte   dem   Hund eine   Kugel   in   den   Kopf.   Der   öffnete   das   Maul,   ließ   von   dem   Polizisten   ab,   drehte   sich   zweimal   im   Kreis   und blieb gleichfalls liegen. T.   wollte   das   Durcheinander   zur   Flucht   nutzen   und   versuchte,   wieder   seinen   Wagen   zu   erreichen.   Einzig Brombach   ließ   sich   nicht   von   den   Hunden   ablenken   und   stellte   sich   dem   Russen   in   den   Weg.   Doch   der   war offenbar   ein   durchtrainierter   Judoka,   riss   seinen   Gegner   zu   Boden   und   war   mit   drei   Sprüngen   bei   seinem Wagen.   Brombach   war   schnell   wieder   auf   den   Beinen,   hatte   aber   bei   dem   Sturz   seine   Waffe   verloren.   So konnte   er   nicht   mehr   verhindern,   dass   T.   die   Wagentür   zuschlug   und   losfuhr.   Laut   heulte   der   Motor   auf,   als   er den   BMW   mit   einem   halsbrecherischen   Manöver   wendete   und   krachend   über   den   holprigen   Feldweg   zurück   in den    Ort    raste.    Polizeimeister    Fischer    schoss    ihm    mehrmals    hinterher,    ohne    ihn    im    Dunkel    der    Nacht entscheidend   zu   treffen.   Man   hörte,   wie   er   die   Kurven   im   Ort   mehrfach   mit   laut   quietschenden   Reifen   nahm. Dann wurde das Motorengeräusch schwächer und verschwand schließlich ganz.
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© Christoph Wagner 2013 Zuletzt aktualisiert: 21. November 2014